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26.Mai 2024      Dreifaltigkeits-Sonntag

Macht alle zu Lernenden

Matthäus 28,16-20

Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte.

Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder, einige aber hatten Zweifel. 

Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf der Erde.

Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.

Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.

Neu: Wort zum Sonntag in Radio Freistadt - 15 min Audio

https://www.frf.at/wort-zum-sonntag/        Online-Archiv

Mit diesem Text gipfelt das Matthäus-Evangelium und kommt zu seinem krönenden Abschluss. Jedes der vier bekannten Evangelien wählt andere Schlussszenen. Für Matthäus ist der Berg ein wichtiger Schauplatz. Berühmt ist die sogenannte „Berg-Predigt“, die in Wirklichkeit eine „Lehre“ ist. Matthäus überhöht am "Berg der Seligpreisungen" die durch Mose vermittelten 10 Gebote. So lässt er auch als einziger der vier Evangelisten den auferstandenen Jesus auf einem Berg vor die Jünger treten.

Wenn wir fragen, welcher Berg damit gemeint ist, haben wir Matthäus missverstanden: Er ist jüdischer Schriftgelehrter und meint keinen bestimmten, sondern den Berg als Ort der Gottesbegegnung wie bei Mose: "Am dritten Tag wird der Herr vor den Augen des ganzen Volkes auf den Berg Sinai herabsteigen" (Ex19,11).  Die Jünger gingen nach dem tragischen Pascha-Fest (das wir Ostern nennen) zurück in ihre Heimat Galiläa. Dort hatte der Weg mit ihrem Meister auch begonnen - drei Jahre zuvor. Der Bote in weißer Robe im leeren Grab hatte den Frauen am Ostermorgen aufgetragen, dass sie den Männern sagen sollten: „Er geht euch voraus nach Galiläa" – so schreibt das Markus-Evangelium. Matthäus schildert das etwas anders: „Und siehe, Jesus kam ihnen (den Frauen) entgegen und sagte: Seid gegrüßt! Sie gingen auf ihn zu, warfen sich vor ihm nieder und umfassten seine Füße. Da sagte Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht und sagt meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa gehen und dort werden sie mich sehen." (Mt 28,9–10) Im Munde Jesu ist hier keine Rede vom Berg in Galiläa, der stammt aus der Feder des Matthäus: „Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte.“

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Das sind die üblichen Bilder aus der religiösen Volkskunst - aber sie sind nicht die biblische Wahrheit von "Vater, Sohn und heiliger Geist" : Trinität meint vielmehr: Wir vertrauen uns dem EINEN Gott an, nicht drei, aber wir können auf drei unterschiedliche Weisen Zugang finden. Es gibt drei Ausprägungen der EINEN göttlichen Liebe.

Als sie Jesus sahen, hatten sie ihre Zweifel. Die Einheitsübersetzung schreibt, „einige“ hätten Zweifel gehabt, damit verharmlost sie leider den Originaltext. Dort steht: „Sie hatten Zweifel" Die menschlichen Zweifel überwiegen gegenüber den geschenkten Begegnungen. Vom Zweifel weiß auch das Johannes-Evangelium zu erzählen: Thomas war nicht dabei als ER kam. Deshalb sagte er: Wenn ich nicht sehe ... und nicht angreifen kann, glaube ich nicht (Vgl. Joh 29,24f) Woran zweifeln sie? Vielleicht, ob dieses „Ihn-Sehen“ nur noch ein kümmerliches Aufflackern ihrer Sehnsüchte sei, aber keine kraftvolle Wirklichkeit.

Dem gegenüber dürfen sie 2 Erfahrungen machen :
1. Er nähert sich. Er tritt auf sie zu. Das heißt: Von ihm geht die Initiative aus, sodass sie ihre Schwäche überwinden. Nicht sie reden sich ein, er müsse auferstanden sein und trösten sich damit. Nein, er lässt ihnen seine Nähe spüren.
2. Von der Begegnung mit ihm geht Stärke aus.  Er hat nun uneingeschränkte Verfügungsgewalt - alle Vollmacht - über Geistiges und Materielles - also im Himmel und auf der Erde. Er nimmt Einfluss auf Spirituelles und Körperliches. Er ist dazu ermächtigt. Die Macht wurde ihm gegeben und er gibt sie weiter.

Dann erfolgt sein dreistufiger Auftrag:
1.Stufe: Macht euch auf den Weg! Bleibt nicht in Häusern sitzen, denn ihr müsst die unterschiedlichen Bevölkerungsschichten erreichen. Nehmt hautnah teil an ihrem Leben, sodass bei ihnen ein Interesse geweckt wird und sie Lust bekommen, von eurem Geheimnis mehr zu lernen. Weckt ihre Neugierde, ihre Lernfreude. Macht sie zu Lernenden, zu Jüngern.
2.Stufe: Sobald die Menschen den Wunsch äußern, zur Christusfamilie zu gehören, sobald sie Mitglieder in eurem Kreis werden wollen, dann nehmt sie als Brüder und als Schwestern auf. Der Aufnahmeritus soll bei euch das Untertauchen in Wasser sein. Dabei sprecht feierlich den Gottesnamen aus. Der lautet „Vater, Sohn und Heiliger Geist“ – drei Sichtweisen des einen Gottes  gleichermaßen. Auf diesen Namen werden sie getauft. Paulus – 30 Jahre zuvor – hatte noch erklärt, dass wir alle auf „Christus“ getauft sind. Das war im Jahr 55. Jedoch die Taufformel der Achtziger Jahre - der Zeit des Matthäus - war schon verändert. Der Taufritus machte also eine Entwicklung durch.
3.Stufe: Vertieftes Lehren! Begnügt euch nicht damit, dass die Interessenten jetzt Mitglieder sind. Es ist erfreulich, dass sie beigetreten sind, dass sie der Gemeinschaft angehören. Aber ihr müsst sie noch weiter betreuen und sie umfassender vertraut machen mit meiner Lehre. Stärkt sie, wenn sie in Gefahr kommen. Besteht vor allem darauf, meine Lebensregeln in die Tat umzusetzen.  Wissensvermittlung allein, nur Kenntnis von Glaubenslehren, nur Besuch von Gottesdiensten – das genügt nicht. Meine Zielvorgaben sollen befolgt werden. Das Erlernte muss angewendet und im Leben verwirklicht werden.

„Wenn ihr die Augen aufmacht“ also „Siehe!“, „dann werdet ihr mein Mitgehen erkennen. Ihr werdet mein Begleiten deutlich spüren. Ihr werdet erleben, dass ich mit euch unterwegs bin - gerade wenn ihr auf die Menschen zugeht, die eure Zuwendung brauchen. Mein Mitgehen wird nie aufhören. Tag für Tag werdet ihr von neuem erleben, wie ich mit euch bin – so lange, bis die Weltepochen ihr Ziel erreicht haben."

Was in dieser Schlussszene des Matthäus-Evangeliums aufleuchtet, das gilt nicht nur den Beauftragten des ersten Jahrhunderts, sondern es strahlt bis in unserer heutige Zeit herein. Wer sich schon einmal darauf eingelassen hat, der wird es bestätigen: Es ist kein frommer Wunsch, sondern es bewahrheitet sich. Christus ist mehr als nur BEI uns. Er ist MIT uns und nicht nur dann, wenn wir uns zu seiner Verehrung zusammen finden. Er ist MIT uns, wenn wir aufbrechen aus unserer Komfort-Zone und uns überraschen lassen, zu wem er uns schickt und auf wen wir stoßen. Dann wird er MIT uns gehen. Wir können uns auf seine Vollmacht verlassen, wir können auf seine Stärke zurückgreifen. Je öfter wir das Wagnis eingehen, desto mehr wird sich bestätigen, dass ER bei dem Abenteuer MIT  dabei ist.

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