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26. Aug. 2018

21.Sonntag i.Jahr

Überlege dir reiflich,

ob du weiter mit mir

gehen willst

Joh 6,60-69

Schon den 5.Sonntag beschäftigt uns Jesus mit dem Thema „Brot“. Der Anspruch hat sich Schritt für Schritt so gesteigert, dass wir jetzt lesen: Manche aus seinem Schülerkreis konnten nicht mehr dahinter stehen. Jesus war nicht entsetzt darüber, sondern erweckte den Anschein, als wäre ihm das von vorherein klar gewesen. In Markus 6 lesen wir von einer ähnlichen Ablehnung in seinem Heimatdorf Nazaret, auch dort scheint er darauf gefasst gewesen zu sein. Von manchen Schülern hat er es längst geahnt, dass es ihnen ab einem bestimmten Niveau schwer fallen würde, ihm zu folgen. Diese Schüler hat er nicht vernachlässigt oder gar abgeschrieben, im Gegenteil: Er hat sie 1 Jahr mitgehen lassen, er hat ihnen eine besondere Chance gegeben. Aber ihr Problem war, dass sie zwar von ihm fasziniert waren, aber sich nicht ganz auf ihn einlassen wollten, ihm nicht voll vertrauten. Manche gestanden sich ihre eigenen Motive nicht ehrlich ein: Es war mehr Geltungsbedürfnis oder Ehrgeiz, seinem Kreis anzugehören. Die Bindung zu ihm hatte jedoch nur Bestand, wenn sie einer inneren Beauftragung entsprang. Anhänger konnten nur durchhalten, wenn der Anreiz der Liebe im Spiel war. Die Mitglieder sollten gut hin spüren, ob sie wirklich einer Berufung folgten – vom „Vater gezogen“. Außergewöhnlich viele Gelegenheiten, um zur Einsicht zu kommen, hat er dem einen gegeben, der ihn später leider ausgeliefert hat.

Die Seuche des Misstrauens hat auch den 12er-Kreis erfasst, das war für Jesus spürbar. Daher fragte er sie: „Wollt auch ihr gehen?“ Da könnte man Enttäuschung heraus hören: „Ihr werdet mich doch nicht auch hängen lassen?“ Oder war es gar eine Warnung?: „Wehe ihr werdet eurem Gelöbnis untreu!“ Die Art Jesu ist das nicht! Er lässt den Menschen frei, (was nicht mit Beliebigkeit zu verwechseln ist.)

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Mosaik an der Wand der Geburtskirche: Sonnenbeschienen.

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Abendlicher Weg durch die Altstadt von Jerusalem

Nach gewissen Zeitabständen forderte er seine Anhänger auf: „Horcht in euch hinein, ob ihr diesen steilen Pfad mit mir weiter gehen wollt. Horcht entspannt und ehrlich in euer Innerstes. Wer sich verabschieden möchte, kann das tun – jetzt ist noch Gelegenheit dazu. Ich bin nicht enttäuscht. Wer geht, dem wünsche ich einen glücklichen Lebensweg weiter.“ Er erwartete keine sofortige Antwort, sondern er wird ihnen ausreichend Bedenkzeit gegeben haben und sie erst danach um ihre Entscheidung gefragt haben. Interessant wäre es zu wissen, was jeder einzelne bei sich erwogen und dann gesagt hat – jeder nach seiner Veranlagung und seinem Charakter: Thomas? Jakob und Johannes? Andreas? Judas?

Es wird uns nur die Stellungnahme des Petrus geschildert und sie klingt eher wie ein Glaubensbekenntnis einer frühen Christen-Gemeinde: „Herr, zu wem sollten wir gehen?“ Petrus hat Jesus zu Lebzeiten mit "Rabbi" angesprochen, nicht mit "Herr", sehr wohl aber die Gemeinden aus der griechisch-römischen Welt. Es ist eine dreifache Antwort: 1. Welchem anderen Weisheitslehrer oder gesellschaftspolitischen Erneuerer sollten wir uns jetzt noch anschließen, wenn wir dich nun ein Jahr lang ausführlich gehört und hautnah erlebt haben. 2. Deine Ausführungen und die Art, wie du sprichst, das enthält soviel Ermutigendes. Nicht annähernd kommen andere geistliche Führer an das heran. Die üblichen Lehrer vermitteln Wissen, du vermittelst darüber hinaus auch Leben. 3. Du lebst das, was sich Gott unter dem sauberen Menschsein vorstellt. Du wurdest beiseite genommen von der Hand Gottes aus der Welt, wo Unverbindlichkeit und Gleichgültigkeit herrschen. Du wurdest abgesondert und geheiligt. „Du bist der Heilige Gottes“. Das ist eine Im gesamten Evangeliuim sonst kaum gebräuchliche Würdigung.

Man sollte sich zu einer Beziehung auf Lebenszeit nur einlassen, wenn man länger und ruhig geprüft hat, ob sie stimmig ist. Wenn ein ganz friedvolles Ja von innen kommt, ist es ein gutes Zeichen. Die Beziehung sollte nicht zustande gekommen sein, indem einer dem anderen unermüdlich nachgelaufen ist oder ihn umklammert hat und der andere schließlich nachgegeben hat. Erst das Einander-Frei-Lassen in der Liebe, setzt die Kräfte frei, dass sie dauerhaft wird. Es lohnt sich, einander in gewissen Abständen die Frage zu stellen: Was bedeute ich dir nach den Jahren? Wer bin ich für dich? Diese grundsätzlichen Fragen reinigen die Liebe und stärken sie.

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