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9. Dez. 2018

2.Advent-Sonntag

Reporter:

Lukas, du hast ein Evangelium geschrieben, obwohl es das Markus-Evangelium schon 20 Jahre lang gab. Du hast sogar eine Kopie davon in Händen gehabt. Warum hast du noch so ein Werk veröffentlicht?

Lukas:

Ich schätze das Markus-Evangelium sehr und habe es als Vorlage verwendet. Schon viele haben es unternommen, eine Erzählung über die Ereignisse abzufassen, die sich unter uns erfüllt haben. Dabei hielten sie sich an die Überlieferung derer, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren. Nun bin auch ich allem von Beginn an sorgfältig nachgegangen und habe mich entschlossen, es der Reihe nach aufzuschreiben.

Reporter:

Worin siehst du den Vorzug deines Werkes?

Lukas:

Ich schreibe umfangreicher als Markus: In meinen Nachforschungen habe ich von zusätzlichen Ereignissen erfahren, die ich eingefügt habe. Vor allen enthält mein Werk viel mehr Reden von Jesus.

Reporter:

Hast du auch einen anderen Schreibstil?

Lukas:

Ja, ich habe mich an den literarischen Stil der römischen Schriftsteller gehalten, damit sich mein Buch mit den anderen am Markt messen kann. Außerdem habe ich manches eine Spur spannender und poetisch kunstvoller geschrieben.

Krumme Wege aufgeben

Lukas 3,1-6

Diesmal folge ich der Bitte einer Bibelrunden-Leiterin, zur Auslegung gleich eine Anregung mitzuliefern. Das folgende Interview mit dem Evangelisten Lukas ist leicht anwendbar für einen Gruppenabend, lässt sich sogar anstelle einer Predigt einsetzen (Dauer max.10 Min). Es enthält Infos zu Lukas als Schriftsteller und eine Auslegung dieses Evangelien-Abschnittes. Das Lesejahr Lukas hat schon begonnen.

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Irgendwo oberhalb des Toten Meeres wird sich Johannes in der Wüste aufgehalten haben. Vielleicht erging das Wort Gottes an ihn, während er sich in einer Höhle aufhielt, so wie der Prophet Elia

Reporter:

Du hast doch auch historische Ankerpunkte und weltbekannte Persönlichkeiten eingebunden?

Lukas:

Ja, meine Leser sollen das Gefühl haben, dass die Geburt Jesu, der Beginn seines Wirkens und sein Leiden sich unter einem bekannten Herrscher zugetragen haben.

Reporter:

Kannst du Beispiele bieten?

Lukas: Kaiser Augustus wollte in die Geschichte als Friedensbringer der Welt eingehen. Ob militärische Überlegenheit langfristig zum Frieden führt, würde ich bezweifeln. Die wahren Friedensbemühungen sind von Jesus ausgegangen. Deshalb verknüpfe ich die Geburtsstunde Jesu mit dem Namen des Augustus und lasse einen himmlischen Chor auftreten, der vom „Frieden auf Erden“ spricht.

Reporter: Hast du noch ein Beispiel?

Lukas: Ja, gerne. Das Auftreten Johannes des Täufers lässt sich datieren in das 15.Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius. Das ist der Zeitpunkt, an dem Jesus mit seinem Wirken beginnt.

Reporter: Wunderbar – damit wären wir beim Sonntags-Evangelium, das wir gerade vernommen haben. In der Markus-Vorlage steht wörtlich: „So trat Johannes der Täufer in der Wüste auf.“ Du weichst ein wenig ab davon, warum?

Lukas: Ich schreibe feierlich: „Da erging das WORT an Johannes, den Sohn des Zacharias.“ Das wird die Leser mehr beeindrucken als nur, dass er dort aufgetreten ist. Außerdem bin ich überzeugt, dass wir in der Stille verweilen müssen, oft sogar eine Wüste durchleiden müssen, bis uns das Wort Gottes treffen kann.

Reporter: Da hast du wohl Recht. Aber weiter bei Johannes: Nach Markus scheint er sich nur an einer Taufstelle aufgehalten zu haben. Siehst du das anderes?

Lukas: Ich habe Informationen, dass Johannes den Ort mehrmals gewechselt hat. Er hielt sich zwar immer in der Gegend des Jordan auf, weil er das Wasser zum Untertauchen brauchte. Aber es war an verschiedenen Orten.

Reporter: Dann hast du einen Satz, der nach einer festen Formel klingt und der in allen Evangelien gleich vorkommt. Ich trage ihn langsam – Wort für Wort – vor: „Johannes –verkündete – die Taufe – der Umkehr – zur Vergebung – der Sünden.“ Kannst du diesen bedeutungsschweren Satz für uns näher erklären?

Lukas: Gerne! Mit dem Wort „verkünden“ ist eine knappe überzeugende Botschaft gemeint. Das ist nicht „predigen“, nicht „einen Lehrvortrag halten“, nicht „ausführlich darlegen“, sondern bedeutet einfach: „Das ist so!“ Er verkündete die „Taufe“. Das griechische Wort BABTIZO bedeutet: Eintunken, untertauchen, ja beinahe  ertränken.

Reporter: „Taufe“ kenne ich anders, nämlich als „reinigen“.

Lukas: Nein, Johannes meinte keinen Reinigungsritus, sondern einen Sterberitus. Er verknüpft das Untergehen mit der Abkehr vom bisherigen Lebensstil. Dazu muss ich dir wieder das griechische Wort erklären: Aber METANOIA wird oft mit „Umkehr“ übersetzt. META heißt „im Nachhinein“ und NOIA ist die Einsicht. Es geht also darum, das bisherige Leben gründlich anzuschauen und aus der Lebensrückschau Konsequenzen zu ziehen und es untergehen zu lassen im Wasser.

Reporter: Das Bisherige hinter sich zu lassen, geht das so einfach?

Lukas: Das geht nur mit der Überzeugung, dass Gott in der Lage ist, unsere eigene Vergangenheit in seinen Händen aufzufangen und umzuwandeln in etwas Sinnvolles. Gott ermöglicht einen Neubeginn, er rechnet uns das Alte nicht mehr vor, er vergibt das Selbst-Verschuldete, es braucht uns nicht mehr zu belasten. Das VERKÜNDETE Johannes, er meinte: „Das ist so!“

Reporter: Er muss eine überzeugende Gestalt gewesen sein. Woher nahm er die Gewissheit für so ein Sprechen?

Lukas: Woher er die Vollmacht dafür nahm? Ich kann nur vermuten: Aus den Heiligen Schriften. Die Prophetenworte haben tatsächlich eine enorme Antriebskraft.

Reporter: Bist du ein jüdischer Gläubiger? Kennst du die Bibel der Juden? Kennst du dich aus darin?

Lukas: Ich bin nicht Jude, ich stamme aus den Völkern, wie die Juden sagen. Meine kulturelle Herkunft ist der Westen, die wohlhabende, römische Welt. Aber seit ich zum Herrn gefunden habe, zu Jesus, habe ich auch die Propheten-Bücher der Juden schätzen gelernt, ganz besonders die Reden des Jesaja.

Reporter: Findest du darin etwas, das auf Johannes zutrifft?

Lukas: Ja, ein Satz ganz besonders: „Stimme eines Rufers in der Wüste, bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen!“

Reporter: Dieser eine Satz kommt auch bei Markus vor. Warum hast du mehrere Sätze genommen?

Lukas: Ich musste mehr von diese kraftvollen Aussage des Jesaja wiedergeben:

„Jede Schlucht soll ausgefüllt und jeder Berg und Hügel abgetragen werden. Was krumm ist, soll gerade, was uneben ist, soll ebener Weg werden“

Reporter: Scheint dir das auch für heute bedeutsam?

Lukas: Na, klar! Wir müssen krumme Wege aufgeben und geradlinig und aufrecht gehen, damit uns das heilsame Wort erreichen kann. Ich kann nur empfehlen, jeden dieser Sätze einzeln zu wiederholen und das einprägsame Bild auf sich wirken zu lassen.

Reporter: Ja, stimmt! Der Schlusssatz scheint dir besonders wichtig zu sein.

Lukas: „Alle Menschen werden das Heil Gottes schauen.“ Davon bin ich überzeugt: Alle Menschen, ob gläubig oder fernstehend, ob einfältig oder gebildet, ob jugendlich oder alt, allen wird vor Augen gestellt, was für sie heilsam ist. Annehmen müssen sie es selber.

Reporter: Danke, Evangelist Lukas für deine Ausführungen und dass du heute bei uns zu Gast warst.

Wofür ist dir das Sonntagswort hilfreich?

Danke für das Einreichen!

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